Raubkunst-Zug. Der Göring-Zug in Berchtesgaden, Mai 1945
Die Farbaufnahmen sind Berchtesgaden im Mai 1945 gedreht worden. Sie zeigen den „Göring-Zug“ mit geraubten Kunstgegenständen. Dieser Güterzug wurde im Frühjahr 1945 voll beladen mit Kunst- und Einrichtungsgegenständen aus Görings Landhaus „Carinhall“ in Brandenburg nach Berchtesgaden gefahren. Dort stand er in einem Eisenbahntunnel, um vor Luftangriffen geschützt zu sein. Als die amerikanischen Soldaten am 4. Mai 1945 in Berchtesgaden einrückten, war der Zug offenbar bereits geöffnet und geplündert worden. Die Aufnahmen wurden Mitte Mai gedreht. Zu sehen ist auch Captain Harry Anderson von der 101. Luftlandedivision, die Berchtesgaden eingenommen hat. Anderson war einer der sogenannten „Monuments Men“. Ein weiterer Film aus dem Juni 1945 zeigt ihn bei der Inventarisierung der im Zug und in einem Stollen deponierten Kunstwerke.
Historischer Kontext
Hermann Göring, ein prominenter Naziführer und enger Mitarbeiter Adolf Hitlers, trug während des Zweiten Weltkriegs durch umfangreiche Plünderungen und Brandschatzungen im besetzten Europa eine riesige Kunstsammlung zusammen. Görings Kunstsammlung, eine der größten und berüchtigtsten der damaligen Zeit, umfasste etwa 1 400 Werke, die von Göring selbst oder von seinem Händler Walter Andreas Hofer katalogisiert wurden. Die meisten der Meisterwerke wurden jüdischen Besitzern gestohlen. Diese Sammlung enthielt Meisterwerke von berühmten Künstlern wie Botticelli, Monet, Van Gogh, Renoir und Velázquez (German History Docs) (Artnet News).
Görings Erwerbsmethoden waren rücksichtslos. Viele Kunstwerke wurden von jüdischen Familien und anderen Opfern des Naziregimes beschlagnahmt. Seine Sammlung war so bedeutend, dass sie akribisch katalogisiert wurde, wobei nicht nur die Kunstwerke, sondern auch Details über ihre ursprünglichen Besitzer und die spezifischen Orte in seinen Wohnsitzen, an denen sie ausgestellt waren, angegeben wurden (Artnet News).
Ein bemerkenswertes Ereignis, das das Ausmaß von Görings Plünderungen verdeutlicht, ereignete sich, als amerikanische Truppen am Ende des Krieges ein verstecktes Versteck seiner gestohlenen Kunstwerke in den bayerischen Alpen entdeckten. Diese Beute umfasste wertvolle Stücke aus verschiedenen europäischen Galerien und Privatsammlungen (German History Docs).
Görings Taten haben lange nachgewirkt und zu den laufenden Bemühungen um die Identifizierung und Rückgabe gestohlener Kunstwerke beigetragen. Die Veröffentlichung seines vollständigen Kunstinventars war ein wichtiger Schritt in diesen Bemühungen, der Historikern und Restitutionsexperten dabei hilft, geraubte Werke aufzuspüren und an ihre rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben (Artnet News).
Weitere Einzelheiten finden Sie in den umfassenden Quellen, die Görings Raubkunst und Sammlungspraktiken dokumentieren, z. B. im Deutschen Historischen Museum und in verschiedenen historischen Archiven, die Einblicke in die Provenienz und die Rückgabe dieser Kunstwerke geben (German History Docs) (Artnet News).