Maria Pilar von Bayern

Filmaufnahmen von Prinzessin Pilar von Bayern 1925

Barcelona 1925

Barcelona 1925. Foto: Historiathek

Verstecktes historisches Filmmaterial

Der untenstehende Film ist Teil einer 40-minütigen Materialsammlung, die mehrere Rollen 35-mm-Nitrofilm enthält, die von einer bayerischen Prinzessin zwischen 1925 und 1930 in Bayern und Spanien gedreht wurden.

Das Filmmaterial wurde in einer Metallbox gefunden, die 19 Rollen 35-mm-Nitrofilm enthielt. Der Fund wurde Dr. Bleek 2007 von einer Münchner Familie angeboten, deren Vorfahren bis zu ihrem Tod im Jahr 1987 für die Prinzessin gearbeitet hatten. Die Familie hatte die Box zusammen mit einigen Haushaltsgegenständen nach dem Tod der Prinzessin erhalten.

Historischer Hintergrund:

Prinzessin Pilar von Bayern (1891-1987) war die Urenkelin von König Ludwig I. von Bayern. Ihre Mutter und Großmutter waren spanische Infantinnen, was ihre starke Verbindung zum spanischen Königshaus erklärt. Ihr Vater war Prinz Ferdinand Maria von Bayern, General der bayerischen Kavallerie und Arzt und Neffe des Prinzregenten Luitpold, der Bayern in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg regierte. Er war mit Maria de la Paz von Spanien, der Tochter des spanischen Königs, verheiratet.

Pilar wuchs in einer kosmopolitischen Familie auf, die sich für die Modernisierung des Lebens begeisterte, die Technik und Gesellschaft bereits Anfang des 20. Jahrhunderts erreicht hatten. Im Jahr 1911, im Alter von neunzehn Jahren, unternahm sie eine Reise mit einem Mercedes Benz Automobil von München nach Spanien. Während des Ersten Weltkriegs arbeitete sie als Krankenschwester im Krankenhaus ihres Vaters in München und erlebte den Schrecken der technisch verbesserten Kriegsführung.

Nach dem Ende des Krieges und der Revolution im November 1918, die die bayerischen Könige entmachtete, begann sie ein Studium der bildenden Kunst an der Münchner Akademie. Sie war Zeit ihres Lebens eine begabte Malerin. Ein langes Interview mit ihr, das in den 1970er Jahren im deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt wurde, gibt einige Einblicke in ihr Leben, aber das Filmmaterial unterlegt nun die Erzählung mit einer großen visuellen Wirkung des Privatlebens der 1920er Jahre.

Mitte der 1920er Jahre muss Pilar ihr Interesse an Kinofilmen entdeckt haben und begann bald darauf, mit ihrer eigenen Kamera zu filmen – noch bevor Leni Rieffenstahl mit der Materie in Berührung kam.

Pilar war eine moderne und emanzipierte Frau. Die Art der Inhalte, die sie für ihre Dreharbeiten auswählte, und ihre Sichtweise darauf unterstreichen diesen Eindruck. Es ist aufregend, sich eine junge, modern denkende Frau in den 20er Jahren vorzustellen, die mit ihrer Kamera herumläuft und fotografiert. Sie ist in gewisser Weise eine Vertreterin der jungen, emanzipierten Frauen der Oberschicht der „Goldenen 20er Jahre“ in Deutschland wie Putzi von Opel oder das „Fliegende Fräulein“ Thea Rasche.

Dieses Filmmaterial wurde jetzt zum ersten Mal entdeckt, bisher wusste niemand von seiner Existenz. Es ist eines der seltenen Beispiele für frühes privates Filmmaterial. Vor allem in Deutschland ist das meiste Material dieser Art während des Zweiten Weltkriegs verloren gegangen.

Inhaltlicher Hintergrund:

Die Filmrollen zeigen ein breites Spektrum an unterschiedlichen Szenarien – sei es in Bayern oder Spanien, sei es das königliche, städtische oder ländliche Leben dieser Zeit. Da Pilar selbst eine Prinzessin war, sind einige der Bilder aus nächster Nähe zu ihrer königlichen Familie entstanden. Soweit wir aus den Erinnerungen ihres Bruders Prinz Adalbert von Bayern schließen können, der in den 50er Jahren der erste deutsche Botschafter in Spanien war, muss das Filmmaterial zum Teil auf Ausflügen gedreht worden sein, die sie 1927 nach Spanien unternahmen. Andere Reisen in verschiedene europäische Hauptstädte sind ebenfalls auf 1927/28 datiert. Die Filmrollen, die in München und Umgebung gedreht wurden, sind auf 1926 datiert. Sie zeigen verschiedene Wahrzeichen der Stadt.

Technischer Hintergrund:

Das Filmmaterial wurde mit einer der ersten 35-mm-Handkameras aus dieser Zeit gedreht (ARRI-Flex oder ICA Kinamo). Da sie Beziehungen zu ARRI München hatte, können wir davon ausgehen, dass die verwendete Kamera eine ARRI-Flex war.

Wir fanden 19 Rollen Nitrofilm mit insgesamt mehr als 1500 Metern. Dr. Bleek hat das Nitro-Material 2008 mit einer Cintel Millenium Maschine im Scanwerk München im 2k-Format gescannt. Da das Material teilweise beschädigt war, haben wir eine sorgfältige Restaurierung der Rollen vorgenommen – einschließlich Stabilisierung und anderer moderner Techniken.

Die gesamte Sammlung wurde an das Bundesarchiv-Filmarchiv in Berlin geschickt, wo weitere Schritte zur Erhaltung der Originale, einschließlich Synchronisation und anderer Konservierungsmethoden, durchgeführt wurden.

Stephan Bleek

Über Stephan Bleek

Stephan hat an der Universität München in Zeitgeschichte promoviert. Er arbeitete rund 20 Jahre lang als Dokumentarfilmregisseur für den Bayerischen Rundfunk, bevor er 2001 die Filmbibliothek Framepool gründete. Er verließ Framepool im Jahr 2017 und führte bei einigen Dokumentarfilmen für das ZDF Regie. Er arbeitet immer noch im Bereich Film und Fotografie und schreibt über Themen der Zeitgeschichte.